Citybahn Bürgerentscheid in Wiesbaden

Drohender Verlust unwiederbringlicher Altbäume

Was sind uns unsere alten Bäume wert?

Respekt vor dem Alter - nicht nur bei Bäumen ein wichtige Tugend!


Ganze drei Sätze (!) ist dem sog. „Sachinformationsblatt zum Bürgerentscheid am 1. November 2020" die Frage möglicher Auswirkungen der Realisierung einer Citybahn auf Wiesbadens prächtigen Altbäume wert, die ihr einst den Ruf der grünen Stadt am Rhein bescherten:


„Das Fällen von Bäumen lässt sich nicht ausschließen, sie werden aber nur gefällt, wenn es absolut notwendig ist. Für diese Bäume wird es aber Ersatzpflanzungen geben. Der Alleecharakter der Rheinstraße und der Biebricher Allee bleibt erhalten."

Sog. Sachinformationsblatt zum Bürgerentscheid am 1. November 2020

Sachinformationsblatt zum Bürgerentscheid am 1. November 2020Viele BürgerInnen werden in derartige „Versprechungen" arglos hineininterpretieren, dass es sich nur um wenige, eben „absolut notwendige" Baumfällungen handelt. Die inzwischen kursierenden Zahlen belegen, dass die Stadt Wiesbaden unter „absolut notwendig" ganz andere Größenordnungen versteht.

Auf Citybahn-Werbeplakaten in der Rheinstraße sieht man, wie nah die geplante Stadtbahn unter den Kronentraufen der alten Platanen-Allee vorbeifahren soll. Die Oberleitungen sind auch im Hochglanzprospekt nur mit einer Lupe zu sehen, was vermutlich auch beabsichtigt ist.

Man kann sich vorstellen, dass die Oberleitungen für eine CityBahn eine Herausforderung für die Pflege der entlang der Strecke befindlichen Bäume sein werden, es sei denn, die BaumpflegerInnen stünden auf Stromschläge. Die Stromversorgung der Oberleitungen müsste folglich während der Baumpflege abgeschaltet werden. Dass dies tagsüber geschieht, ist eher unwahrscheinlich. Und auf die Oberleitungen hin- und wieder fallende Zweige und Äste könnten schon bald einmal mehr das in Wiesbaden bekannte Phänomen des „Sudden Death" denkmalgeschützter Alleenbäume herbeiführen. Dass zusätzlich ein zunächst von der Öffentlichkeit unbemerktes, allmähliches Absterben vieler weiterer Straßenbäume im Zusammenhang mit der aktuellen Planung einer CityBahn zu befürchten ist, wird in einem der folgenden Textabschnitte noch genauer thematisiert.


Jeder Ast eines Baumes kennt eine Geschichte – ein alter Baum ist Geschichte

Klaus Enders

Was viele BürgerInnen nicht wissen oder zunächst nicht bedenken: Ein alter Baum lässt sich nicht einfach ad hoc durch eine Nachpflanzung kompensieren. Im Idealfall könnte dies eine Nachpflanzung womöglich, wenn sie genauso alt würde wie der gefällte Altbaum. Dies bedeutet aber wiederum, dass bspw. ein 100 Jahre alter Straßenbaum eben erst in 100 Jahren als vollwertiger ökologischer Ersatz (inkl. Fortpflanzungs- und Lebensstättenfunktion für verschiedene Arten) dienen kann. Anschaulich lässt sich dies auch 15 Jahre nach der Fällung der alten Platanen am Bowling-Green nachvollziehen: Die Baumhöhlen der alten, teilweise 180 Jahre alten und schließlich für eine Tiefgarage vor ca. 15 Jahren gefällten Platanen dienten hatten zuvor jahrzehntelang u. a. Dohlen, Eulen und Fledermäusen als Fortpflanzungs- und Lebensstätten sowie Überwinterungsquartiere gedient. Jeder Wiesbadener Bürger kann sich davon überzeugen, dass auch 15 Jahre nach der Fällung der mächtigen Platanen die Nachpflanzungen am Bowling-Green den o. a. Arten keine Lebensgrundlage bieten. Nur wenige Jahre später erfuhr die Öffentlichkeit durch die Lokalpresse, dass die Nachpflanzungen durch Events auf dem Bowling-Green bereits erhebliche Schäden davongetragen haben.

Allerdings müssen wir uns diese Gedanken inzwischen erst gar nicht mehr machen: Denn Experten sind sich einig darüber, dass neu gepflanzte Straßenbäume max. nur noch ca. 60 – 70 Jahre alt werden. Während Wiesbadens Alt-Straßenbäume sich zum Zeitpunkt ihrer Einpflanzung in einer ganz anderen Situation (weniger Umweltbelastung, Kopfsteinpflaster (Sickerwasser), kein Streusalz usw.) befanden, sind heutzutage Jungbäume sofort weitaus stärkeren Umweltbelastungen ausgesetzt, die sich mit der Änderungen der klimatischen Bedingungen noch verschärfen. Die Jungbäume werden mit Ballensubstrat in kleine Gruben eingepflanzt, in der Hoffnung, sie mögen aus ihrem beschränkten Pflanzloch in der Umgebung Wurzeln ausprägen. Doch diese ist durch hohe Bodenverdichtungen für Wurzeln kaum noch erschließbar.

Wenn der Baum gefällt ist, fliegen die Vögel davon.

Jingu Qiguan
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